Artikel: DB Museum Nürnberg: Ausstellung „Unter Druck“ zeigt die Geschichte der Zugtoilette
Im DB Museum Nürnberg eröffnet am 26. April 2024 eine Sonderausstellung zur Entwicklung der Zugtoilette.
In acht Themenbereichen mit rund 150 Exponaten, Dokumenten und Fotografien wird die Entwicklung der Zugtoilette von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis heute nacherzählt. Gezeigt werden unter anderem der Nachttopf aus Reichskanzler Otto von Bismarcks Salonwagen, ein Modell eines Fäkalien-Transportwagens, Toiletten in Original- und Miniaturgröße, ein zukunftsweisender Bioreaktor und viele Geschichten zum Schmunzeln.
Von der Bahnreise ohne Toilette bis zur Einführung des geschlossenen Systems
Verreiste man in der Anfangszeit der Eisenbahn mit dem Zug, musste auf den Komfort einer Toilette meist verzichtet werden. Wer sich während einer Bahnfahrt erleichtern wollte, behalf sich zunächst eher auf unkonventionelle Weise oder wartete notgedrungen auf den nächsten, ausreichend langen Halt des Zuges an einer Station. An größeren Bahnhöfen etablierten sich daher schon früh sogenannte „Perron-Abtritte“ direkt an den Bahnsteigen.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verhalfen ein stetig wachsendes Streckennetz sowie neue Wagentypen dem „Abort“ zum Durchbruch. Immer mehr Bahnverwaltungen begannen in den Personenzügen zunächst Gepäckwagen mitzuführen, die eigens mit ein oder zwei Toiletten ausgestattet waren. Das Resultat: eine Verweildauer im Toilettenwagen bis zum nächsten Halt, denn Durchgangswagen gab es damals bei den wenigsten Eisenbahnen. Sie verbreiteten sich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und läuteten damit einen wichtigen Entwicklungsfortschritt der Zugtoilette ein: Die Fallrohrtoilette – das „Plumpsklo“ der Bahn – etablierte sich in allen gängigen Wagentypen und blieb fortan über ein Jahrhundert lang Standard. Erst Ende der 1980er Jahre begann der schrittweise Umstieg auf das geschlossene System wie wir es heute kennen. Bis dahin wurden Toilettenabwässer direkt auf das Gleisbett abgelassen.
Vom Wandel der Zugtoilette
Nicht nur die technische Ausstattung, sondern auch die Einrichtung und Gestaltung der Zugtoilette wandelten sich stetig. Um 1900 orientierte sich die Toilettengestaltung noch an der häuslichen Toilette und unterschied sich je nach Wagenklasse, Zuggattung und Geschlecht. Geschlechtergetrennte Toiletten gehörten erst wesentlich später der Vergangenheit an.
Im Laufe der Zeit veränderten sich auch Form, Funktion und Materialen der Zugtoilette. Ab der Nachkriegszeit wurden Holz und Keramik zunehmend durch Kunststoffe – später auch durch Edelstahl – ersetzt. Die Zugtoilette wurde pflegeleichter und hygienischer. Auch die Barrierefreiheit der Toiletten hielt ab Mitte der 1980er Jahre bei den Eisenbahnen in Deutschland Einzug. Es entstanden größere, rollstuhlgerechte Toilettenkabinen sowohl bei der Deutschen Bundesbahn als auch bei der Reichsbahn in der DDR.
„Zugtoiletten kennt jede und jeder, und wahrscheinlich hätten fast alle Museumsgäste heikle Geschichten zu diesem Thema zu berichten. Neben diesen persönlichen Anknüpfungspunkten bieten wir mit „Unter Druck“ eine unterhaltsame Reise durch die Toilettengeschichte und beleuchten darüber hinaus sozialgeschichtliche Aspekte wie Standesdünkel, den Berufsstand der „Dienstfrau“, Republikflucht oder Schmuggel.“ - Museumsdirektor Dr. Oliver Götze
Mehr Informationen auf DB Museum und natürlich live in der Ausstellung. Ein Besuch lohnt sich!